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Die Kirche St. Maria auf dem Sande (polnisch Kościół Najświętszej Marii Panny na Piasku), auch Sandkirche genannt, befindet sich auf einer kleinen Oderinsel in Breslau. Das Bauwerk gehört zu den ältesten gotischen Kirchen Polens.
Die Familie des Statthalters Peter Włast ermöglichte Ende des 12. Jahrhunderts den Bau einer romanischen Basilika auf der Insel. Die Własts waren wohlhabend und bemüht, das Christentum in Schlesien zu verbreiten. Sie stifteten der Stadt Breslau mehrere bedeutende Bauwerke, darunter das an die Sandkirche angrenzende Augustinerkloster, das heute die Staats- und Universitätsbibliothek beherbergt.
Den Namen der Gottesmutter Maria erhielt die Sandkirche zu Ehren der Frau des Statthalters, Maria Włast. Über dem Eingang zeigt ein noch erhaltenes Tympanon (Giebelrelief) aus der alten Kirche neben der Madonna mit dem Kind die kniende Maria Włast als Stifterin, die ihren Sohn Swentoslaus im Arm hält und der Mutter Gottes ein Modell der Kirche reicht.
In der Frühphase der böhmischen Periode, gegen Anfang des 14. Jahrhunderts, wurde der alte romanische Bau abgerissen und an seiner Stelle von 1334 bis 1430 durch den Baumeister Peschel eine größere gotische Kirche aus Backstein erbaut, die die Grundlage zum heutigen Bauwerk bildet. Ursprünglich sollte die Kirche zwei Türme erhalten, der Nordturm wurde jedoch nie vollendet. Im Gegensatz zu dem düsteren Äußeren der Kirche wirkt der große Innenraum lichtdurchflutet. Er besteht aus drei je 78 Meter langen Schiffen, die mit eigenen Chören abschließen. Auf zehn hohen, schlanken Säulen ruhen in 24 Meter Höhe das sechsjochige Sterngewölbe des Hauptschiffs und die typischen Springgewölbe der Seitenschiffe. Im 15. und 16. Jahrhundert wurden mehrere Anbauten angefügt, unter ihnen die Kreuzkapelle Antonio Coldins von 1666, die als ältester Barockbau Breslaus gilt. Im Dreißigjährigen Krieg wurde die Sandkirche 1632 von den Schweden geplündert. Hundert Jahre später zerstörte ein Blitz das Dach des Südturmes, wenige Tage nachdem die neue 4.740 Kilogramm schwere Glocke im Turm befestigt worden war. Während des Siebenjährigen Krieges nutzten 1757 die Preußen die Sandkirche als Munitionsmagazin.
Im Zweiten Weltkrieg erklärte Hitler 1944 die Stadt Breslau zur Festung. Während der anschließenden sowjetischen Belagerung der inzwischen weitgehend evakuierten Stadt wurden die Sandkirche und das Klostergebäude von den Deutschen als Hauptquartier genutzt. Als Festungskommandant Breslaus steuerte General Hermann von Niehoff, Kommandant der 371. Infanterie-Division, von hier die Defensive gegen die anrückende Rote Armee. Während des Kampfes um Breslau wurden die meisten historischen Bauwerke zerstört. Auch die Sandkirche brannte aus. Neben den Gewölben und dem Dach wurde die komplette barocke Innenausstattung zerstört, unter anderem Gemälde des schlesischen Barockmalers Michael Willmann, eine große Orgel und eine Kanzel von Franz Josef Mangoldt.
1946 begann der Wiederaufbau, der sich an den alten gotischen Plänen orientierte und auch die Deckengewölbe in ihrer alten Form rekonstruierte. Die Siegesmadonna aus dem 16. Jahrhundert als Geschenk der Stadt Mariampol in der Ukraine war der erste Teil der neuen Einrichtung. Die heutige Innenausstattung stammt aus zerstörten schlesischen Kirchen und dem Erzdiözesanmuseum. Nur das Tympanon der Stifterin und das gotische Taufbecken sind Überbleibsel aus der frühen Zeit der Sandkirche. Die Warschauer Künstlerin Teresa Reklawska fertigte 1968 farbige, moderne Glasfenster, die Szenen aus dem Neuen Testament darstellen. In der Kapelle der Blinden und Tauben ist während des ganzen Jahres ein übergroßes Krippenspiel aus unterschiedlichsten Blechfiguren aufgebaut, das mithilfe von mehr als 80 Motoren zum Leben erweckt werden kann. Der Pfarrer der Sandkirche, Kazimierz Blaszyck, arbeitet seit über 20 Jahren mit blinden und tauben Kindern zusammen an ihr.
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